Samstag, 11. August 2012

"Gut oder bekloppt?", Farce in drei Akten mit Prolog und Epilog

Samstag, 24.September 2011

"Gut oder bekloppt?", Farce in drei Akten mit Prolog und Epilog

PROLOG
Es gibt Menschen, die sind einfach gut. Es gibt Menschen, die sind zu gut und dabei naiv, so dass sie von anderen für bekloppt gehalten werden. Und es werden Manschen, die einfach einen anderen Weg gehen, eine abweichende oder unpopuläre Meinung vertreten oder sich unkonventionell kleiden oder benehmen, von den Konventionellen als Bekloppte bezeichnet. Und dann gibt es die wirklich Bekloppten, zu denen die zuletzt Genannten ebenso gehören, wie alle Ignoranten, Banausen, Hohlköpfe, Besserwisser und neunmalkluge Gehirnamputierte, für die Selbstreflektion oder gar Selbsterkenntnis völlig unbekannte Begriffe sind.

Es ist sehr merkwürdig, dass sich die Erst- und Letztgenannten meist nicht ausstehen können. Bei den Bekloppten sind oft Neid und Minderwertigkeitskomplexe die Ursachen. Agressionen und die Projektion alles Schlechten auf die unbewusst für die besser Gehaltenen sind die Folge. Diese stecken das lächelnd weg nach der Devise, "der Baum verliert kein Blatt, wenn ihn ein Hund anpinkelt". Sensiblere leiden, weil selbst dummes Gerede sie Ihr Gesicht verlieren lässt. Das ist in Thailand ein Problem.
Einen Gesichtsverlust nennt man in Asien das plötzliche objektive oder subjektive Sinken des eigenen Ansehens. In diesem Kulturkreis wird das Gesicht auch als Meinung anderer über eine bestimmte Person verstanden. Daher kommt dem Gesichtsverlust eine besondere Bedeutung zu. „Sein Gesicht zu verlieren“ heißt, in eine Situation gebracht worden oder geraten zu sein, in der man sich schämen muss; es ist mit dem Verlust der Ehre in morgen- und abendländischen Gesellschaften vergleichbar. (vergl. Wikipedia)
 Wenn aus unserer Nachbarschaft Mitglieder der Familien Nolle und Baur überall verbreiten, wir seien Bekloppte und sie Dinge erzählen, die man vor deutschen Gerichten als "Üble Nachrede" strafrechtlich verfolgen könnte, verliert die Thailänderin Luck Lakkhamphan ihr Gesicht. Auch Mitglieder ihrer Familie leiden.
Wenn Luck von den ArbeiterInnen attakiert wird, sie soll endlich die Arbeit akzeptieren und zahlen, denn sie hätten nichts mehr zu essen, beendete ich dieses Schmierentheater mit einer Erklrärung vor dem englisch sprechenden Elektriker und vor dem versammelten Team, dem Luck übersetzt: "Euer Wisit ist nicht fair, er sagt euch nicht die Wahrheit! Er hat schon jetzt 1,3 Millionen Baht zuviel kassiert. Er hat mit den Sonderzahlungen bereits über 4 Millionen Baht kassiert! Wir haben ihm schon fast alles Geld gegeben, was er erst in der letzten Rate bei Abnahme des Hauses bekommen soll.  Wenn er das Geld nicht an euch bezahlt, wenn er das Geld für andere Zwecke ausgegeben hat und sich bei der Bank kein Geld leihen will, belügt er euch! Geht zu ihm, wenn ihr Hunger habt. Wir haben alles bezahlt! Aber den kleinen Rest bezahlen wir erst, wenn wirklich alles in Ordnung ist."

 !. AKT
Es war ein lauer, nicht zu warmer Monsunabend Mitte Juni mit einer leichten Brise, die durch die Räume der oberen Etage unseres unfertigen Hauses wehte. Von unten hörte ich Stimmen und wenig später standen Margrit Baur, die den "Dottore" als Protegé des Architekten Wisit spielte  (http://de.wikipedia.org/wiki/Commedia_dell%E2%80%99arte#Dottore)  sowie die Familie Nolle als Vecchi-Mitglieder (http://de.wikipedia.org/wiki/Commedia_dell%E2%80%99arte#Die_Vecchi) in unserem Schlafzimmer. Margrit trug eine Mappe in der Hand und verkündete: "Nun wollen wir mal sehen, wie fertig das Haus ist." Wenige Tage zuvor hatte ich dem Architekten eine Mängelliste zukommen lassen, nachdem mich Margrit Baur per Mail einen Monat vorher am 17.5. ermutigt hatte, nach Pakchong zu kommen, da "das Haus Ende Mai fertig ist." (Mail vom 15.5.2012)
Der Besuch der Gruppe war unangekündigt und niemand von Ihnen hatte auch nur den Schnipsel einer Vollmacht.

 Ich warf sie nicht hinaus, zumal sich die Fam. Nolle bisher als mutmaßliche Freunde geriert hatte, sondern zeigte Ihnen einige der Mängel. Walter Nolle gab an, das ich in Thailand keine Europa-Qualität erwarten kann, dass das alles normal und in Ordnung und die Wohnung zum Einziehen geeignet sei. Als ich ihn auf den alles bedeckenden Baustaub hinweisen und mit ihm diskutieren wollte, antwortete er: "Das höre ich mir nicht an!" wandte sich um und verließ das Haus. Gehört er zu den Bekloppten, die keine andere Meinung gelten lassen, die Lichtjahre von der Objektivität entfernt sind?
Der Ehemann von Margrit, Edgar Baur, ließ sich dazu hinreissen, mir als Designer, der das Haus entworfen und alle Details der Einrichtung geplant hat, zu erklären, was gutes Design ist und was ich zu akzeptieren hätte. Meine Kritik sei vorgeschoben und an den Haaren herbei gezogen. Hier erübrigt sich jede Frage nach dem Geisteszustand. Diese Herrschaften kennen offenbar nur sich selbst und hatten es anscheinend immer mit Domestiken und Dienstboten zu tun, die sie kommandieren konnten.
Wenige Tage später schrieb ich an Frau Baur:
 "Alle an diesem unwürdigen Spiel gegen uns Beteiligte suchen mit der Lupe nach Fehlern, die wir angeblich machen und bagatellisieren die eigenen oder die Fehler von Wisit. Ich kann sehen, lesen und vor allem immer noch denken und durchschaue, wenn Edgar uns das Einziehen in einen verdreckten Bau zumuten will (was er selbst niemachen würde), wenn du in der Dunkelheit Qualitätskontrollen der durchgeführten Arbeiten vornehmen willst und wenn Walter meine berechtigte Kritik an Arbeiten in Innenräumen für völlig unangebracht hält, sich aber gleichzeitig über einen unkorrekten Anstrich seiner äußeren Begrenzungsmauer aufregt. Hier wir mit zweierlei Maß gemessen und geglaubt, wir sind so blöd und merken das nicht. „Man merkt die Absicht und man ist verstimmt“ kannst du schon nachlesen bei Goethe im Torquato Tasso.
Ich weiss nicht, was wir dir, Edgar oder den Nolles getan haben, um so ein Verhalten gegen uns zu provozieren. Wir sind nicht nur verstimmt, sondern auch verärgert und enttäuscht und werden mit diesem Brief erst einmal einen Schlussstrich ziehen."

Die Klassifizierung von uns als Bekloppte nahm ihren Lauf. Das geht schnell. Luck hat viele Thai-Freundinnen und der Laden von  Lucks Schwester Jek ist ein Kommunikationszentrum. Da erfährt man alles sofort.

 2. Akt
Die Bemühungen der Commedia dell´arte-Mitglieder Margrit, Edgar, Monika und Walter waren für das bobachtende Publikum eine Gaudi: Termine zur Bauabnahme wurden gemacht und nicht eingehalten. Ich schrieb Mängellisten und verhängte Konventionalstrafen. Zwischendurch kam sogar die Polizei, da Wisit von uns 1,3 Millionen Baht an Ratenzahlungen zuviel erhalten hatte, aber die Bauarbeiten einstellte und an seiner eigenen Baustelle werkelte (s. früheres Blog). Nur schriftliche Prügel half. Ich hätte der Familie Nolle gern ein paar hübsche Fotos über unsere Wohnqualität nicht im Juni, sondern im August geschickt und gefragt, wer hier eigentlich zur Intensivtherapie in die geschlossene Abteilung gehört. Aber sie haben den Mail-Briefkasten für mich gesperrt.





Einiges aus dieser Farce habe ich bereits in früheren Blog-Beiträgen dargestellt. Es reicht. "Der Worte sind genug gewechselt", reklamiert der Doktor im Faust-Vorspiel und sagt, "Lasst mich auch endlich Taten sehn." Richtig.


3. Akt
Nachdem ich dem Wisit-Protegé Margrit Baur die inzwischen beträchtliche Höhe der Konventional-strafen andeutete und Wisit (Pierrot) von mir (Harlekin) mächtig unter Druck gesetzt wurde, fand das Theater durch einen letzten Pnselstrich des Elektrikers Grouge am 2. September ein Ende. Das war jedenfalls meine Meinung. Ich wollte keinen Arbeiter mehr sehen, strich die Fassade selbst zu Ende, fürhte hier und da noch Reparaturen an der thailändischen Handwerker-Arbeit aus und rief Wisit an und teilte ihm mit, er könne am 3. September zu Bezahlung seiner hungernden ArbeiterInnen einen Teil der Restrate in Höhe von 100.000,- Baht haben. Er weilte in Bangkok, war erstaunt und hoch erfreut und holte den Betrag am Montag, 4.September ab. Ich erklärte ihm, die Bauabnahme und damit die endgültige Restzahlung wird von mir nur im Beisein des anläßlich einer früheren Bauabnahme ins Gespräch gebrachten Gutachters seiner Wahl akzeptiert, eines gewissen
"Mr. Stiht Prated, staatlich diplomierter Bauingenieur im Tessaban, Gutachter, unabhängiger Zeuge".

Natürlich war mir klar, welches Risiko es für uns bedeutete, nur einen Gutachter der Gegenseite vor Ort zu haben, der auch noch nach eigenen Angaben ein Freund des Architekten Wisit war. Der Gutachter konnte erst am Donnerstag, 8. September. Also wurde dieser Termin vereinbart.

Am Donnerstag trafen sich zur Hausabbahme Mrs. Luck Lakkhamphan, Mr. Wisit Khanram, Mr. Stiht Prated und ich . Die Schwester von Mooy war nach Udon Thani gereist.
Wir erklärten dem Gutachter, er soll sich das Haus eines Designers mit den besonderen Ansprüchen ansehen und unter diesem Aspekt die irreparablen Mängel begutachten.


Die lange Außenmauer ist nicht gestrichen, weil es noch ungeklärte Fragen mit einem Nachbarn gab.

An die freie Fläche der Hausfront sollte längst ein von mir entworfener Neon-Buddha. Es wurden aber die Elektro-Leitungen vergessen und muss später nachgeholt werden.


Rechts neben der Treppe ist eine Hütte für eine Hündin und ihre beiden Welpen.

Die Hundehütte habe ich wind- und regengeschützt gebaut mit Sichtmöglichkeiten. Oben an den Seiten offen ist sie sogar klimatisiert.


Flur mit Blick in die Küche

Sehr froh war ich, dass die mitgebrachten, sehr praktischen Schuhschränke genau unter die Treppe passten.
Treppenhaus - 645 cm hoch - mit vielen Familienfotos und einem sehr großen Picasso-Druck
Treppenhaus, Blick von halber Höhe nach unten

Blick vom Flur der ersten Etage
Das tat der Mann sehr gewissenhaft, schaute genau hin und maß alles nach. Immer wieder fragte er nach den Gründen für die Fehler, ließ sich die Argumente von Wisit und von Luck erklären und notierte. Hier einige der Mängel:

Entwurf des Terrassen-Geländers AUF dem Sockel, ganz in Edelstahl angegeben

realisiert nur z.T. in Edelstahl VOR dem Sockel





Nachdem ich die unterschiedlichen Treppenstufen schriftlich reklamiert hatte, schrieb mir Margrit Baur am 19.2.2011: "Die Treppenstufen werden in Thailand so gemacht, die erste ist immer tiefer als die anderen. (Jeder kann selbst beurteilen, was er von solchem Schwachsinn hält!). Wisit wird das aber auf deinen Wunsch hin ändern, damit alle gleich sind." Das schrieb Frau Baur und prüfte nie, ob Wisit es auch machte. Heute ignorieren diese Herrschaften solche Fakten. Aber der Gutachter tat es nicht und prüfte und beurteilte sehr genau.

Der Gutachter empfahl, die Treppe komplett abzureisen, da die Stufen nicht den Bauvorschriften entsprachen.




Dann gingen wir ins Atelier und der Gutachter studierte die Pläne, die Zahlungsbelege und die Rechnungen. Er stelle Fragen, warum Wisit so viel Geld im Voraus erhalten habe, warum das Haus trotz der hohen, vereinbarten Strafen nicht früher fertig geworden ist usw..
Besprechung am 8. September mit dem Gutachter (links)


Er nahm ruhig aber erstaunt zur Kenntnis, dass Luck und ich aus Gutmütigkeit auf die Zahlungen der Container-Lagergebühr und der Container-Miete in Höhe von 21.000,- verzichteten, ebenso auf die Verpflegungskosten für 47 Tage ohne Küche (lächerliche 100,- Baht pro Person und Tag!)von insgesamt 9.400,- Baht, und auf die Erstattung von 50% der Raummiete im Guesthouse (3000,- Baht). Ingesamt schenkten wir also Wisit 33.400,- Baht!
Außerdem: Wir haben fast überall Import-Fliesen verlegen lassen und dafür fast 500.000,- Baht EK-Kosten bezahlt, ohne eine Differenz zu der Standart-Ausstattung ersetzt zu bekommen!!! So war es mit allen anderen Geräten und Lampen, die wir aus Deutschland mitbrachten. Wisit gab an, das nicht berechnen zu können, da er keine Quittungen mehr habe(!?!).
Schließlich fragte Luck den Gutachter was er für die Mängel abziehen würde (deductions), wenn es sein Haus wäre. Er überlegte kurz und antwortete: " Ich denke 10% wäre korrekt und genug."

Bei einer Vertrags-Bausumme von 4.000.920,- Baht wären das 400.092,-, die mit einer Restzahlung von letztlich 171.365,78 Baht zu verrechnen wären. Da hätte Wisit den enormen Betrag von 262.127,-Baht (incl der Geldgeschenke s.o.) an uns zurück zahlen müssen und seine armen Arbeiter würden verhungern.
Luck zeigte dem Gutachter meine Abrechnung. Danach zog ich nur 0,5% der Bausumme (statt 10%) für die Mängel ab, also 20.004,60. Der Gutachter sah das Blatt lange an, sagte etwa eine halbe Minute nichts, sah zuerst mich und dann meine Frau an und sagte einen Satz, der Luck sofort strahlen und all die Verleumdungen und üblen Nachreden vergessen ließ: "Dein Mann ist ein guter Mensch."

EPILOG
Da kommt ein Fachmann als Gutachter, der über Mängel und über Geld entscheiden soll und ein Freund des Vertragsgegners ist, und er verhält sich objektiv. Er kalkuliert einen Abzug für Mängel (über die wir uns natürlich täglich ärgern) den ich nie gefordert oder angenommen hätte. Schließlich fühlen wir uns ansonsten sehr wohl in unserem Haus. Allerdings muss man berücksichtigen, dass Null Prozent Entwurfs-, Konzeptions- oder Einrichtungsideen vom Architekten kamen. Wenn das Haus außen und innen schön ist, ist das allein unser Verdienst. Denn was die nötige Bauaufsicht und Kritik angeht, so wären all die über 100 reklamierten Mängel heute häßliche Fakten, wenn wir sie den Empfehlungen der Nolles und Baurs entsprechend als "für Thailand nornal" akzeptiert hätten.

Nun hat dieser Fachmann nicht nur alle Bekloppten, die alle Mängel zu allen Zeiten für Bagatellen hielten, ins Unrecht gesetzt. Er hat auch noch das Beste geäußert, das man in Thailand als Beurteilung einer Person sagen kann. Mich hat das auch gefreut, aber Luck hat es das Gesicht und ihre Ehre zurück gegeben. Überall hat sie es erzählt und gesagt wer sich nun eigentlich schämen müsste. Aber das würde Serbsterkenntnis voraussetzen. Die spreche ich Bekloppten ab (s. o.)

Der Gutachter sage danach, es gäbe auf der 2. Seite der Bauabnahme eine Mängelliste mit vier noch zu erledigenden Positionen, u.a. der Elektrifizierung der großen Buddha-Figur an der Hausfront . Solange das nicht alles zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt sei, könne es keine Bauabnahme geben. Er werde nichts unterschreiben. Sagte es und verließ das Haus.

Wisit bekam von uns seine Restsumme ausgezehlt. Eine unterschriebene Bauabanhme existiert bis heute nicht. Aber wir sind guter Dinge, denn bisher haben wir uns in allen Punkten durchsetzen können. Sogar in Thailand.

Damit ist wohl der leidige Teil des Hausbaus abgeschlossen. Nachdem wir hier nur die Ostseite des Hauses und den Flur bzw. das Treppenhaus gezeigt haben, können wir gerne einen Spaziergang durch andere Räume machen, wenn alles fertig ist. Damit ihr in Deutschland auch mal euer Gästezimmer kennen lernt.

Viele Grüße von Luck und Manfred
Pakchong, 24.9.2011



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