Samstag, 11. August 2012

Ein Notar auf dem Holzweg, stolpernd

Liebe Alexandra, (Name geändert)

 am Wochenende ist wieder ein Thai-Fest in unserem Haus. Meine Familie kennt nicht nur den Bürgermeister und den Polizeipräsidenten der Stadt, sondern angeblich noch viel mehr Promis. Ich bin gespannt, wer tatsächlich kommt. Um nicht allein in der Ecke zu sitzen und Selbstgespräche in deutscher Sprache zu führen, habe ich darauf bestanden, eine Reihe von Freunden und Bekannten aus deutschsprachigen Landen, die hier wohnen, einzuladen. Mal sehen, worüber wir reden werden und ob sich die „Tischgruppen“ später fröhlich mischen. Da das Ganze aber wieder mit Arbeit verbunden ist, habe ich heute die letzte Gelegenheit, dir entspannt ein paar Anekdötchen aus unserem Rentner-Homeland Pimpaka zu schicken. Manchmal ist es wirklich zum Heulen und ich glaube, die Hunde tun dies nicht Tag und Nacht, weil die Hündinnen läufig sind, sondern aus Traurigkeit über den mentalen Zustand vieler Farangs.


 Da gibt es nun einen Streit mit einem direkten Nachbarn, dessen Ehefrau meine Familie früher oft besuchte, anläßlich der ersten buddhistischen Weihe unseres Hauses mit einem wundervollen Blumenstrauß vorbei kam und harmonisch mit uns zusammen lebte. Irgendwann muss es einen krachenden Bruch bei ihr gegeben haben, als bestimmte Annäherungen und Angebote der Dame bei mir nicht auf entsprechend moralisch verdüngten Boden fielen. Zack Bumm, kein Grüßen mehr und der Beginn einer geradezu haßerfüllten Nachbarschaft. Für Luck, die sehr lange darüber hinweg sah, und vor allem für ihre land- und hausbesitzenden Schwestern war der Ofen endgültig aus, als die Nachbarin dem Gartenbauer mit einem flugs illegal gebauten Rolltor die Möglichkeit nahm, auf einer vorher öffentlichen Straße Baumaterial in der Nähe unseres Bauplatzes über unsere Mauer zu transportieren. Mit viel finanziellem Aufwand waren sieben ArbeiterInnen zwei Tage für gutes Geld beschäftigt, das Material 40 Meter durch den Garten zu transportieren. Ich habe diese liebevollen und immer ausgleichenden, freundlichen Menschen meiner Familie noch nie so wütend und so kompromisslos gesehen.


Zwar schrieb ich dem Ehegemahl der Dame als er zur Besichtigung seines Anwesens nach Pakchong kam unter dem Titel „Was haben wir falsch gemacht?“ eine bebilderte Mail und bat zunächst auch in den folgenden Briefen um gelassenen und nachbarschaftlichen Umgang mit dem Streit. Und natürlich verschonte ich ihn mit meinen Vermutungen über die Ursachen des Krachs. Als er aber dann eines Morgens über unsere gemeinsame Mauer hinweg Luck aufforderte, sie solle seine Gattin in Ruhe lassen, kam ich hinzu und schlug beschwichtigend ein Gespräch in unserem oder seinem Hause vor. Die Antwort des Herrn Notars war, „Ich mache zur absoluten Bedingung, das von den Frauen keine dabei ist.“

Da war auch bei mir der Ofen aus. Ich antwortete dem Herrn Notar in meiner Mail, dass er mit mir als „lebenslänglich geduldetem Hausbewohner“ im Haus der Hausbesitzerin Frau Mooy Lakkhamphan gar keine ergebnisorientierten Gespräche führen kann. „Außerdem ist es eine machomäßige, frauenfeindliche Unverschämtheit, wenn Sie mir als "absolute Bedingung" für ein gemeinsames Gespräch erklären, dass dies ohne meine Frau, ohne meine Schwägerin (Land- und Hausbesitzerin) und ohne Ihre Frau stattzufinden hat. Was bilden Sie sich eigentlich ein? In welcher Welt leben Sie denn? Hat Ihnen schon einmal eine gestandene Frau die Eier dermaßen poliert, dass Sie 4 Wochen lang nicht sitzen konnten? Sie mögen ja Kohle haben, aber von Bildung und Manieren haben wohl keine Ahnung. Ich finde Ihre "Bedingungen" so unglaublich aber nicht untypisch für ein in Pimpaka häufig anzutreffendes Gutsherrendenken, dass ich dies in meinem Blog veröffentlichen werde. Unter diesen Umständen, sehr wenig geehrter Herr, sehe ich keine Möglichkeit für das von mir beabsichtigte, klärende Gespräch. Sollen sich die Anwälte unterhalten.“

 Der Herr beendete aber keineswegs unsere Korrespondenz, sodern erwiederte in immer arroganterem Ton, wie er Leuten eigen ist, die glauben, alles kaufen zu können. Er bestand auf seinen vermeindlichen Rechten. Es tat mir fast leid, weil ich wusste, wie unrecht er hatte. Als er mir schrieb, „Haben Sie vielleicht zufällig heute auch im Internet gelesen, dass im Alter die Gehirnmasse abnimmt? Deshalb haben alte Leute, insbesondere wenn sie das 70. Lebensjahr überschritten haben, immer stärker werdende Ausfallerscheinungen. Bei Ihnen habe ich den Eindruck, das Schreiben fällt Ihnen schwer, ihre Gedanken wirken meiner Meinung nach ungeordnet, wenn nicht sogar unordentlich. Hätte geradezu Lust, ihre e-Mail einem Geriatriespezialisten zur Analyse zu überlassen. Übrigens war im Internet heute auch zu lesen, dass im Alter der Penis kleiner wird. Haben Sie schon einmal bei sich nachgeschaut? Es gibt sogar eine wissenschaftiche Studie, in der die Zusammenhänge zwischen Hirn- und Penisschwund ermittelt werden. Die Studie läuft noch, es werden weitere Probanden gesucht. Vorraussetzung: Penis unerigiert unter 3 cm, Kopfumfang unter 20 cm“ (Zitat Mail vom 22. Januar 2012, 23:56:11 GMT+07:00, war ich sprachlos und dachte, mir hätte irgend ein Prolli oder Hirnamputierter eine Spam-Mail in die Box gelegt. Ist das zu fassen? Von einem millionenschweren Notar? Leute, denen ich das gezeigt habe, fragten mich: „Was hast du gesagt, wo arbeitet er? St Pauli Nachrichten? BILD?“

Meine Antwort: „Ihr Interesse an Sex, Penisgrößen usw. teile ich nicht, kann es aber bei der Biographie Ihrer Frau und Ihrem Interesse an solchen Besonderheiten zumindest tolerieren. (Das verstehen natürlich nur Informierte aus Pakchong.) Ich werde die Korrespondenz auf dem von Ihnen angestrebten Niveau beenden und nur noch juristische Fakten sprechen lassen.“

Die juristischen Fakten führten inzwischen dazu, dass der Herr und seine Gemahlin alle Forderungen meiner Familie anerkannt haben und mit wahrscheinlich sehr hohem finanziellem Einsatz umzusetzen gezwungen werden. Ob die offenbar illegale Aneignung eines öffentlchen Straßenstücks in ihr Grundstück und die Absperrung der Straße durch ein Rolltor strafrechtliche Folgen seitens der Kommune oder anderer Stellen hat, interessiert mich nicht. Aber es ist uns durchaus wichtig, den seinerzeit aufwendigen Transport von Baumaterial finanziell ersetzt zu bekommen. Basta.

Ich habe in den letzten Jahren von den uns scheinbar freundschaftlich verbundenen Familien aus Pakchong so viele Mails mit Berichten über entstandene Freundschaften bekommen, die zu Feindschaften wurden und dann aber wieder wegen des mangelhaften Angebots an Ersatz gekittet wurden, dass ich das alles nicht glauben wollte, aber jetzt meine Argumente aus dem Blog-Beitrag „Räbäh, räbäh“ nur wiederholen kann. (>Thailand Beobachtungen 8. Juli 2011). Das ist alles nicht normal. Hier grassiert ein Hirnvirus, der die Masse auf Golfballgröße schrumpfen lässt oder die früheren Landkäufer haben die Geister nicht besänftigen können. Die hier arbeitenden Gastronomen aus Deutschland und der Schweiz lachen sich kaputt, halten sich aber natürlich aus allem raus.

 Etwas wird in meiner Praxis allerdings anders sein : Leute, die sich so präsentiert haben, sind gestorben. Sie haben bei mir nie mehr eine Chance, bis zur nächsten Eiszeit und zurück. „Pack schlägt sich und Pack verträgt sich“ ist nicht meine Maxime.

Aber, liebe Freundin, glaube nicht, dass mich das deprimiert. Im Gegenteil. Die Ergebnisse zählen und sie erheitern mich, wie bei unserem Hausbau. Die Kombination von klarem Kopf und Gegenwehr führt meist zu tollen Ergebnissen, und die machen Spaß. Und wie du weißt, geht das Schreiben bei mir sehr schnell. Insofern ist der Spaß eine Potenz des Zeitaufwandes. So, nun ist die Schreibstunde zu Ende, Luck kommt und wir essen zusammen und klären noch Einiges für die „VIP-Party“ :-). Bis bald.

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